
Heute berichtet als erste aus dem DU-Team
unsere Julia
einmal von ihrer Weihnachtstradition.
„Seit ich denken kann, gab es bei uns zu „Heilig Abend“ Schinken und Kartoffelsalat – Eine Tradition, die sich bis heute bei mir hält.
Früher trafen sich meine Familie und mein Onkel und seine Frau zu Weihnachten, und noch vor der Bescherung, immer bei meinen Großeltern mütterlicherseits zum Essen. Erst nach dem Festschmaus ging es dann zur Bescherung zusammen nach nebenan in unsere Wohnung.

Während ich damals mit meinen Eltern und Bruder noch in der Kirche war, hatte meine Oma die glorreiche Aufgabe, auf den Schinken aufzupassen. Denn der Schinken musste im Ganzen, gut verpackt in einem Netz, über Stunden im Topf garen. Das Netz hielt zwar alles gut zusammen, war aber beim Zerteilen eine ganz schöne Friemelei – die man dann aber gerne auf sich genommen hat. Dazu bereitete das Ömchen, wie ich sie immer gerne genannt habe, ihren für mich legendären Kartoffelsalat vor, den werde meine Mama, noch ich jemals so hinbekommen werden. Alle freuten sich schon das ganze Jahr über auf diesen einen Moment, an dem wir gemeinsam in der Großelterlichen Stube zusammensitzen und der aufgeschnittene Schinken auf den Tisch gestellt wird.
Als beide Großeltern dann verstorben waren, verlagerten wir auch das Essen in die Wohnung meiner Eltern. Ich wohnte schon lange nicht mehr zuhause, kam aber wirklich jedes Jahr zu Weihnachten zurück. Dieses Beisammen sein, wollte ich nie missen – selbst als ich einen Partner hatte.
Gemeinsam mit meiner Mama schmückte ich dann erst den Weihnachtsbaum und unterstützte sie bei der Kartoffelsalatproduktion – na gut, ich war immer der Vorkoster und Abschmecker – eine sehr wichtige Aufgabe, die nicht zu vernachlässigen ist. Natürlich war es die ersten Jahre, so ganz ohne Oma und Opa, anders, aber es verlor nie seinen Zauber für mich.


Erst seitdem ich selbst ein Kind habe und nicht in nächster Nähe wohne, änderte sich Weihnachten komplett – nicht nur für mich, sondern auch für den Rest meiner Familie. Während meine Eltern nun mit meinem Bruder und seiner Familie den Heiligen Abend verbringen und sich durch die winterlichen kulinarischen Köstlichkeiten, wie Fondue oder Raclette, probieren, feiere ich Weihnachten zusammen mit meinem Mann, meiner Tochter und meinen Schwiegereltern in unserer rund 300 km entfernten Wohnung. Und eins stand für mich fest: Bei uns wird es immer Schinken und Kartoffelsalat geben – egal wo und egal mit wem wir feiern!
Tatsächlich war es zu Beginn gar nicht so leicht einen solchen Schinken zu finden, da das offenbar eine regionale Spezialität meiner Heimat zu sein scheint bzw. in meiner neuen Heimat einfach nicht so verbreitet ist. Deshalb ließ mir meine Mama anfangs immer noch einen Schinken aus der Metzgerei ihres Vertrauens zukommen, bis ich mich damit abfinden konnte, auch den bayerischen Weihnachtsschinken als solchen anzunehmen. In Verbindung mit der Kartoffelsalatvariante meiner Schwiegermama, die im Osten Deutschlands aufwuchs, entstand so aus meinem so geliebten Weihnachtsbrauch, eine ganz neue und doch vertraute Tradition mit immer wechselnden Weihnachtsschinken und zweierlei Kartoffelsalat! Ich hoffe sehr, dass ich dieses Gefühl von Vertrautheit und wohligem Brauchtum so oder in anderer Form, auch an mein kleines Mädchen weitergeben kann.“

Kartoffelsalat a la Oma Lisbeth
Zutaten*
- 1,5 kg Kartoffeln
- 1 große Zwiebeln
- 1 Zehe Knoblauch
- Ausreichend arme Gemüsebrühe
- 2 EL Mayo
- 4 EL Essig
- 2 EL Neutrales Öl
- Petersilie
- Salz, Pfeffer
Zubereitung
Kartoffeln kochen. In der Zwischenzeit Zwiebeln schälen und mit etwas Knoblauch fein würfeln. Zwiebeln in einer Pfanne glasig andünsten. Erst am Schluss den Knoblauch dazu geben. Alles mit ausreichend Brühe ablöschen und warm halten.
Gekochte Kartoffeln schälen und noch warm in Scheiben schneiden. Dabei spielt es keine Rolle, wenn sie ungleichmäßig sind.
Jetzt wird die Brühe mit den Zwiebeln und dem Knoblauch nach und nach zu den noch warmen Kartoffeln gegeben und zwischendurch immer wieder durchmischt. „Der Kartoffelsalat muss schwätzen“ sagte meine Oma immer, d.h. der Salat muss die richtige Feuchtigkeit durch die Brühe bekommen und darf nicht zu trocken sein.
Zum Schluss wird alles noch mit etwas Mayo, einen guten Schluck Essig und Öl abgeschmeckt. Salz und Pfeffer dürfen auch nicht fehlen. Abgerundet wird das ganze noch durch einen Bund gehackte frische Petersilie.
Der Kartoffelsalat sollte so unbedingt noch etwas ziehen, bevor er serviert wird. Daher eignet er sich besonders gut, um ihn schon am Morgen oder sogar dem Tag zuvor vorzubereiten. Wichtig ist, ihn immer mal wieder durch zu mixen und gegebenenfalls noch einmal nach zu würzen.
Oberlausitzer Kartoffelsalat
Zutaten*
- 1,5 kg Kartoffeln
- 1 mittlere Zwiebel oder Frühlingszwiebeln
- 1/2 Glas Gewürzgurken
- 1/2 Säuerlicher Apfel
- 2 hart gekochte Eier
- 2 Becher Fleischsalat, alternativ Mayo
- Bautzener Senf
- Salz, Pfeffer
Zubereitung
Kartoffeln am besten schon am Vortag kochen. Kalt pellen und dünn schneiden.
Fleischsalat mit etwas Gewürzgurkenbrühe gut vermengen, bis sich eine homogene Masse gebildet hat.
Zwiebeln, Gewürzgurken und den Apfel in Würfel schneiden. Zusammen mit den geschnittenen Eiern und den Kartoffeln zu der Masse geben und vorsichtig unterheben.
Zum Schluss alles mit Salz, Pfeffer, Senf würzen.
Auch hier sollte man den Kartoffelsalat rund 5-6 Stunden ziehen lassen. Wer mag, kann ihn dann noch mit frischem Schnittlauch oder Bärlauch verfeinern und kurz vor dem Servieren evtl. nochmal nachwürzen.
*Wie es so bei Familienrezepte ist, gibt es keine genauen Mengenangaben. Es wird sich immer auf das eigene Gefühl verlassen. Alles kann nach Belieben variiert werden.
