Menschliche Kommunikation im digitalen Raum
Die letzten anderthalb Jahre haben es überall deutlich gemacht: Kollaboration und Kommunikation werden durch digitale Tools auf eine ganz neue Ebene gebracht. Der schnelle Austausch ermöglicht eine Zusammenarbeit über Länder- und Zeitgrenzen hinweg, die noch vor kurzem ausgeschlossen wurde. Sie ermöglicht auch deutlich flexiblere Arbeitsmodelle, die auf Vertrauen und Ergebnisorientierung beruhen.
Die Grundgesetze der Kommunikation werden durch die digitalen Möglichkeiten nicht verändert, sie werden eher verschärft. Wie schaffen wir es, wertschätzend und produktiv zu bleiben oder zu werden? Welche menschlichen Voraussetzungen unterstützen uns und welche behindern uns?
„Wer als Werkzeug nur einen Hammer hat, sieht in jedem Problem einen Nagel.“
Wußte Paul Watzlawik, Kommunikationswissenschaftler und Psychotherapeut, der sich in mehreren Büchern mit der Kommunikationstheorie rund um soziale Interaktionen beschäftigt hat.
Er formulierte: „wir können nicht nicht kommunizieren“ und siehe da, die Pandemie zeigt: das ist noch auf eine ganz andere Weise wahr. Wenn wir nicht kommunizieren, vereinsamen wir, wir werden krank und unglücklich. Wir brauchen den Austausch mit anderen Menschen. Doch wie gelingt uns der Austausch auch im digitalen Umfeld gut, also unterstützend, wertschätzend und ergebnisorientiert?
Watzlawik hat in seinem Buch 5 Axiome aufgestellt, die sich sehr gut auf die Arbeit mit digitalen Kommunikationstools übertragen lassen.
Man kann nicht nicht kommunizieren.
„Man kann nicht nicht kommunizieren, denn jede Kommunikation (nicht nur mit Worten) ist Verhalten und genauso wie man sich nicht nicht verhalten kann, kann man nicht nicht kommunizieren.“
Im digitalen Bereich erleben wir, dass „nicht Kommunikation“ häufig mehr stört und irritiert als dass sie einfach nicht da ist. Ein Daumen hoch beim hochgeladenen Projektbericht, ein Smiley zum Terminversand – das sind winzige Signale die wichtig sind in der Kommunikation und in der Wahrnehmung. Gerade im digitalen Raum kommunizieren wir sonst quasi ins Leere. Wenn kein Feedback da ist, fühlen wir uns nicht wahrgenommen. Das hinterlässt beim Sender ein sehr schales Gefühl. Wichtig also für Empfänger: zeigt, dass Ihr etwas empfangen habt. Nutzt die vorhanden verkürzten Mittel, sie ersetzten das kurze Lächeln, ein Nicken oder zustimmendes Brummen.
Jede Kommunikation hat einen Inhalts- und einen Beziehungsaspekt
„Jede Kommunikation hat einen Inhalts- und einen Beziehungsaspekt, wobei letzterer den ersten bestimmt.“
Auch für die digitale Kommunikation gilt: die Beziehung zum Kommunikationspartner und unsere Emotionen dringen zur inhaltlichen Kommunikation durch. Wir haben zwar die Möglichkeit, unsere Aussagen vorher noch einmal zu lesen, es gelingt uns aber zunehmend nicht unsere Gefühle aus der sachlichen Kommunikation herauszuhalten – und davon zeugen leider die Kommentarspalten der Zeitungen, die Rants bei Twitter, youtube, Facebook.
Eine intensive, ernsthafte und bemühte Beziehungspflege ist darum besonders wichtig. Es ist wichtig, den Kommunikations-, Projekt- und Teampartner zuallererst als Menschen wahrzunehmen und ihn oder sie als solchen auch anzusprechen. Diese Beziehungspflege ist noch wichtiger, wenn wir einzig digital kommunizieren.
Kommunikation ist immer Ursache und Wirkung
„Die Natur einer Beziehung ist durch die Interpunktion der Kommunikationsabläufe seitens der Partner bedingt.“
Kommunikation in langfristigen Beziehungen ist kreisförmig. Das bedeutet: sie hat letztlich kein Ende und bezieht sich immer auf die schon gelaufene Kommunikation. Wir bauen Verhaltensketten auf, auf jeden Reiz folgt eine Reaktion. Wir geben also mit jeder Interaktion der Beziehung eine Struktur.
Was bedeutet das im digitalen Raum? Wir haben es in der Hand wie unsere Kommunikation wahrgenommen wird. Als Sender müssen wir eine positive, wertschätzende und unterstützende Kommunikation aufbauen, wenn wir ebenso arbeiten und wahrgenommen werden wollen. Probleme müssen noch viel eher angesprochen werden, da sie häufig in unseren Köpfen entstehen und dann durch unsere Art zu kommunizieren erst manifest werden.
Die asynchrone Natur digitaler Kommunikation ermöglicht es uns eigentlich, eher bedacht und vorsichtig mit unserer Umwelt zu interagieren. Gleichzeitig benötigt sie ein hohes Maß an Toleranz gegenüber Meinungsäußerungen und überspitzten Darstellungen. Was im Gespräch mal fix gesagt ist, bleibt in Chats stehen und kann immer wieder gelesen und verteilt werden. Dadurch werden unbedachte Aussagen im Zweifel verstärkt. Ein Mechanismus den wir gerade überall beobachten müssen.
Menschliche Kommunikation bedient sich analoger und digitaler Modalitäten
Digital: Inhaltsaspekt einer Nachricht, es wird komplexes Wissen übermittelt. Logische Verknüpfungen und Negationen lassen sich ausdrücken
Analog: Beziehungsaspekt einer Nachricht, wesentlich älter.
Digital wird von Watzlawik als Beschreibung der Eigenschaft einer Nachricht genutzt. Digitale Kommunikation so wie wir sie verstehen, ist eine Kommunikation, die sich digitaler Geräte, Tools und Softwarelösungen bedient. Der Analoge Aspekt unserer heutigen digitalen Kommunikation, die Beziehungsebene und die damit verbundenen Bedeutungsspielräume dürfen nicht unterschätzt werden. Wir müssen den analogen Aspekt unserer digitalen Nachrichten mit transportieren. Darum nutzen wir emojis, also Signale auf der Beziehungsebene. Sie ersetzen das Zwinkern und zeigen den emotionalen Rahmen unserer formalen Äußerungen.
Kommunikation ist symmetrisch oder komplementär
„Zwischenmenschliche Kommunikationsabläufe sind entweder symmetrisch oder komplementär, je nachdem ob die Beziehung zwischen den Partnern auf Gleichgewicht oder Unterschiedlichkeit beruht.“
Auch in der digitalen Kommunikation spiegelt sich unsere zum Teil hierarchisch strukturierte Denkweise wieder. Für das Gelingen komplexer Projekte hat sich eine symmetrische Kommunikation von gleichstarken Partnern als sehr hilfreich erwiesen. Häufig sind sie allerdings in Watzlawiks Beschreibung komplementär. Das bedeutet, es gibt einen superioren und einen inferioren Partner. Aus unserer Erfahrung zeigt sich, dass der sich als superior bewertende Partner die Nutzung digitaler Kommunikationsinstrumente häufig meidet oder sehr formal, also im Sinne Watzlawiks „digital“ (ohne Beziehungsebene) nutzt. Mit allen Konsequenzen für die Zusammenarbeit und den Projektablauf.
Wie wir digital kommunizieren sollten
Die digitale Kommunikation ersetzt eine persönliche Begegnung nicht. Auch das haben wir gelernt. Sie muß bewußter und vorsichtiger sein, offener und explizit persönlicher, wenn wir erfolgreich sein wollen. Also: keine Angst vor mehr Nähe und Offenheit. Menschliche Kommunikation im digitalen Raum muß genau das sein, was sie auch in der realen Welt ist: menschlich.
Warum wir uns hiermit beschäftigen
Wir arbeiten selbst ausschließlich im digitalen Raum für digitale Projekte. Darüber hinaus beraten wir Kunden bei der Entscheidung für digitale Tools. Dabei betrachten wir Zielvorstellungen und Prozesse und bringen unsere Erfahrungen in vielfältigen Projekten mit in den Entscheidungsprozess ein. Ziel ist immer die Auswahl des richtigen Tools zur richtigen Zeit. Eine entscheidende Rolle spielen dabei auch die Mitarbeiter oder Projektpartner und ihre individuelle Situation. Denn nichts ist schlimmer als eine Toollandschaft, die nicht zugeschnitten ist auf die individuellen Bedürfnisse. Die wird nämlich nicht oder nur widerwillig benutzt. Unser Ziel ist immer ein positiver Start, eine positive Grunderfahrung, die eine positive und erfolgreiche Arbeit mit den Tools erst ermöglicht.
Wie es weitergeht
In den kommenden Monaten werden wir die Inhalte zum Thema digitale Kommunikationstools systematisch erweitern und Ihnen einen Überblick über die verschiedenen Systeme und die wichtigsten technischen Anbieter verschaffen. Darüberhinaus werden wir Ihnen Kriterien für die Auswahl des richtigen Anbieters an die Hand geben.
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