Am 1.6.2018 fand in Leipzig nun schon zum fünften mal das OTMR statt – OTMR steht für Online Technik Marketing trifft Recht. Veranstaltet wird diese Mischung aus Konferenz und Barcamp von Spirit Legal, einer Leipziger Kanzlei, die sich aktiv in die digitale Szene einbringt. Wir waren nun zum ersten mal dabei und absolut begeistert.
Toll gelöstes Konferenzformat
Barcamps sind eine schöne Sache. Jeder kann sein Thema mitbringen, es wird morgens abgestimmt, worüber tagsüber gesprochen wird. Die einen bereiten sich vor, Andere setzen einfach gute Themen. Die Sessions werden häufig parallel abgehalten. Man kann, muß sich aber auch, entscheiden. Die Qualität des Barcamps hängt also für jeden persönlich immer davon ab, wie viel Glück man bei der Wahl der Vorträge hat und wie gut die Vortragenden vorbereitet sind. Sehr häufig ist die Qualität hochwertig, da Barcamps häufig Branchentreffen sind, auf denen man einfach gut dastehen möchte. Aber natürlich ist nicht alles Golden. Konferenzen sind nun ein ganz anderes Format. Die Vortragenden stehen fest, die Vorträge auch. Manchmal kann man sich etwas aussuchen, aber eine Dynamik innerhalb des Tages kommt nicht auf. Auch haben die Teilnehmer häufig nicht das Gefühl, irgendetwas mitzugestalten. Man konsumiert. Gleichzeitig sind die Vortragenden aufwendig ausgesucht und je nach Händchen der Veranstalterin inspirierend.
Die Mischung aus Konferenz und Barcamp hat beim OTMR absolut überzeugt. Die Konferenzvorträge waren außerordentlich hochwertig. Gleichzeitig war die Atmosphäre überschaubar und familiär, so daß man sich einfach nicht nur intellektuell, sondern auch persönlich sehr gut aufgenommen gefühlt hat. Nun waren wir auch noch mit einem Vortrag im Barcamp-Teil dabei. Da ist dann auch noch ausreichend Adrenalin dabei.
Christine Kirbach – AI & Human Intelligence
Nach der Keynote war dann auch schon klar, dass sich die Fahrt nach Leipzig gelohnt hat. Sie schlägt den großen Bogen rund um die Digitalisierung, zu den aktuellen Themen, Artificial Intelligence & Regelungsbemühungen, Personalentwicklung und Angst vor Veränderungen. Was nicht verstanden wird, soll jetzt reguliert werden. Diese Regulierung – funktioniert die überhaupt und wohin führt die? Wie reguliert man eine künstliche Intelligenz und was ist eigentlich unsere Antwort darauf? In den dann beschriebenen Denkansätzen ist Regulation nicht das Mittel der Wahl, um die zukünftigen Herausforderungen zu bestehen. Selber denken ist eine Option und dahinter steht die ganz große Frage nach der dazu notwendigen Bildung. Selber kreativ werden, Einzigartigkeit produzieren und eben nicht Wiederholungen. Auch empfiehlt sie, Künstliche Intelligenz nicht als Ersatz zu sehen, sondern als Erweiterung der menschlichen Fähigkeiten.
Doch wie gehen Organisationen damit um? Wie verändern sich (patriarchale) Strukturen und fördern plötzlich Kreativität und Veränderung? Und das wo doch der Mensch nunmal kein Wesen ist, dass sich schnell verändert und gern. Eher umgekehrt: er lässt gern die anderen vorgehen und schaut, was den Kreativen „Firstmovern“ passiert. Die Wichtigste Erkenntnis: es reicht nicht, darüber zu sprechen. Erfahrung bekommt man nur durch tun und auch Ängste bauen sich ausschließlich durch die Begegnung mit ihnen ab. Also: machen! Und so Kompetenzen entwickeln.
Nach der Keynote ging es zum ersten Barcamp-Slot und ich entschied mich für
Sascha Pallenberg – mit Neuigkeiten aus Taipei
Als routinierter Journalist und Speaker war dieser Vortrag für Sascha sicherlich ein Spaziergang durch seine Gedanken, ein angenehmer. Spannend war sein Bericht über die Entwicklung des öffentlichen Verkehrssystems in Taipei in den letzten 10 Jahren. Wahnsinn, was alles geht und wie viel Digitalisierung an Fortschritt bringen kann. Alle Zweifler: hört Euch das einfach mal an. Ja, und Daten braucht man dafür auch, damit die richtige Anzahl Züge zur richtigen Zeit am richtigen Bahnhof steht, nämlich da, wo die Menschen sind – und nicht wie hier immer der Kurzzug alle 20min zur Hauptverkehrszeit völlig überfüllt und leicht verspätet eintrudelt.
Darüber hinaus ging es um Technologien, über die schon lange nachgedacht wird, die aber jetzt erst so richtig zum Zuge kommen. Nikla Tesla, Stanislaw Lem, Steven Key – Erfinder und Schriftsteller beeinflußen, welche Technologien entwickelt werden auch noch Jahrzehnte später. Saschas Methode gegen die Digitalisierungsangst: herausstellen, dass gar nicht alles so neu und darum auch nicht so unbekannt ist. Entwicklungen dauern lange, einige Ansätze sind über 100 Jahre alt.
Und eine gute Nachricht aus der Autoindustrie gab es auch, zumindest Patente haben Deutsche im Bereich autonomes Fahren zu Hauf.
Der Nachmittag hielt dann auch noch jede Menge großartiger Vorträge bereit. Über den tollsten sollen wir nicht reden. Schade. Für die, die nicht dabei waren. Wir erinnern ihn nach wie vor ständig.
Wer nächstes Jahr Zeit hat, nehmt sie Euch & besucht das OTMR19.