Ich habe zwei Kinder, eins davon ist noch schulpflichtig. Es geht in die Grundschule und ist seit letztem Mittwoch zu hause. Die Kinder haben eine Zettelsammlung aus der Schule bekommen verbunden mit der Aufforderung pro Tag ca. 3 über den Arbeitsblättern zu sitzen und Unterricht zu machen. Einige Aufgaben sind uns auch per E-Mail weitergeleitet worden. Jedes Fach in einem anderen Format mit anderen Zeiträumen, mal auf Unterrichtsstunden angepasst, mal nicht.

Der erste Tag im homeschooling

Offen gesagt: wir sind damit nicht zurechtgekommen. Am Ende der ersten Woche haben wir das System der Lehrer etwas besser verstanden und unser Kleiner musste im Accord Aufgaben „schrubben“. Spaßbefreit das Ganze, für uns und auch für ihn. Arbeitsaufwand bei uns: ca. eine halbe Stunde morgens mit einem unwilligen Vorpubertisten. Mittags hätten wir dann nochmal Aufgaben kontrollieren müssen. Das haben wir nicht jeden Tag gemacht, denn die Kontrolle führte zu Nachfragen und Überarbeitungsbitten, die wirklich nicht gut für den Familienfrieden waren. Insgesamt also die Erkenntnis: klar, wir sind keine Lehrer. Weder kennen wir den Stoff noch tut es der Beziehung zu unserem Kind gut, wenn wir uns über Aufgaben streiten.

Wir arbeiten beide im homeoffice unter aktuell wirklich herausragenden Bedingungen. Dabei haben wir es wirklich gut: wir sind zu zweit, haben Platz und Zeit. Gern auch für die Familie, aber eben keine Nerven für die adhoc-Übernahme eines komplett neuen Berufs neben unserem eigentlichen.

 

Immerhin – die Übersicht muß her

Also habe ich mir ein Board gebaut, zunächst in Asana. Wer digital arbeitet, kennt das Tool: es verbindet verteilt arbeitende Teams und ermöglicht allen einen Überblick über den Stand der Aufgaben. Und: für erledigte Aufgaben fliegen Einhörner über den Bildschirm. Hach.

Mein Kleiner fand die Idee super, vor allem wegen der Einhörner.

Nun habe ich der Klasse angeboten, mit ins Board zu kommen. Die ganze Arbeit, dachte ich mir, da können ruhig auch andere dran teilhaben. Außerdem hege ich die Hoffnung, dass die Lehrer irgendwann – sollte die Krise etwas länger dauern – ihre Aufgaben selbst eintragen und verteilen. Ich hatte mit zwei oder drei Interessenten gerechnet. Und schwupp: 15! (In der Klasse sind nur 17 Kids.) Da reichte das kostenlose Asana-Kontingent nicht mehr und ich bin auf Trello umgezogen. Auch das war ein großer Aufwand. Die letzten Aufgaben der Lehrer bekamen wir Sonntag abend. Das haben ja schon viele berichtet, dass das wirklich spät ist. Also habe ich den Montag noch mal alle Aufgaben ins Board übertragen und dann eine VIDEOKONFERENZ mit den Eltern und zwei Lehrern durchgeführt. Mit Jitsi – eine wirklich heiße Empfehlung. Es ist unglaublich niedrigschwellig, DSGVO-konform und funktioniert.

 

Wie sieht das Board aus?

Ich habe jedem Fach eine Spalte gegeben und die einzelnen Aufgaben angelegt. Jede Woche bekommt an Label, so kann man dann die Aufgaben nach Wochen sortieren. Nun die große Frage: wie können die Kinder die einzelnen Aufgaben markieren und sehen, dass sie sie schon bearbeitet haben? Das funktioniert leider nicht so einfach, da ja alle in einem Board arbeiten. Also habe ich hinter jeder Aufgabe Checkboxen angelegt mit den Namen der Kinder. Da können sie sich selbst abhaken wenn sie die Aufgaben erledigt haben, oder die Eltern eben wenn sie die Aufgaben kontrolliert haben. Perspektivisch: die Lehrer.

Zunächst waren alle ganz zufrieden und die große Belohnung kam am Dienstag. Denn da passierten gleich zwei Sachen: wir mussten morgens nicht mehr knobeln, was der Kleine nun zu tun hat. Er konnte es sich selbst aussuchen. Und: es gab die erste Skype-Konferenz eines Lehrers und gleich im Anschluß die erste Jitsi-Konferenz der Klasse. Die Schule spielte sich also wieder mit Lehrern und Mitschülern ab, nicht mehr nur mit uns und dem einsamen Kind. Dem passt das Ganze nicht so. Zum einen hat Trello keine Einhörner, zum anderen hatte er sich von der Corona-Zeit eine freie Zeit geträumt. Nun ja.

Ich hoffe, dass dieses System oder ein anderes ausgebaut werden kann und die Lehrer sehen, dass es Lösungen gibt, die auch die Kinder benutzen können.